top of page

Neu in der gesundheitsbezogenen Sprache? Öffne unser Glossar zum bequemen Lesen in einem separaten Fenster! Begriffe aus unserem Glossar sind in den Artikeln hervorgehoben.

Einführung in ART (Assistierte Reproduktions-technologien): Von Stimulation bis Eizellentnahme

Aktualisiert: 1. Juli 2023

Assistierte Reproduktionstechnologie, kurz ART, bezeichnet Technologien zur Behandlung von Unfruchtbarkeit.


Dieser Artikel wird noch medizinisch geprüft.

Mitwirkende

Verfasst von Yasemin Kaya und Sophie Oppelt

Rezensiert von Alizeh Ahsan und Julian Zeegers

Bearbeitet von Juliëtte Gossens

Übersetzt von Sophie Oppelt

 

ART bezieht sich per Definition auf alle Fertilitätsbehandlungen, die den Umgang mit Eizellen oder Embryos beinhalten. In der Regel geschieht dies durch die chirurgische Entnahme von Eizellen aus den Eierstöcken der Frau, deren Zusammenführung mit Spermien im Labor und die anschließende Rückübertragung in die Gebärmutter der Frau. Sie können auch einer anderen Person, die schwanger werden möchte, im Rahmen einer so genannten Eizellspende zur Verfügung gestellt werden. (1, 2)


Im Folgenden werden die einzelnen Schritte einer ART beschrieben.



Was wir hier behandeln



A couple standing outside, one of them pregnant and the other kissing their belly.
© Dahcia Lyons-Bastien
 

Schritt 1: Stimulation der Eierstöcke


Der ART-Prozess beginnt mit der Stimulierung der Eierstöcke, damit sich mehrere Follikel entwickeln. Normalerweise entwickelt sich jeden Monat nur ein Follikel (ein kleiner, mit Flüssigkeit gefüllter Beutel in den Eierstöcken) und reift vollständig heran, um eine Eizelle zur Befruchtung freizusetzen. Bei der Stimulation der Eierstöcke wird den betreffenden Personen eine Reihe von Hormonen injiziert, um mehrere Follikel zur Bildung von Eizellen anzuregen. Die injizierten Hormone werden normalerweise auch vom Körper während des gesamten Menstruationszyklus produziert, aber in diesem Fall wird der Hormonspiegel über einem bestimmten Schwellenwert gehalten, damit mehrere Follikel in einem Menstruationszyklus heranreifen können und anstatt nur einem. Die Behandlung beginnt zwei bis drei Tage nach der Menstruation und dauert bis zwei Wochen nach der Menstruation, wenn die Eizellen reif sind. Manchmal ist eine Vorbehandlungsphase erforderlich, um sich auf die Eierstockstimulation vorzubereiten. Während dieser Zeit wird die Entwicklung der Follikel mit Ultraschalluntersuchungen überwacht, und dein/e Arzt/ Ärztin kann die Dosierung der Medikamente anpassen.


Aber warum brauchen wir mehrere Eizellen? Dafür gibt es mehrere Gründe: Erstens werden die Eizellen getestet, und nur die qualitativ besten werden für die weiteren Schritte verwendet. Zweitens werden mehrere Eizellen befruchtet (siehe weiter unten), aber nur einige von ihnen eignen sich für die Rückimplantation in die Gebärmutter. Drittens kann die erste Runde der Einnistung erfolglos sein, und es können weitere Runden von ART erforderlich sein, um schwanger zu werden. Dafür können die Eizellen eingefroren werden, so dass die Eltern nicht noch einmal alle Schritte durchlaufen müssen. (2-4)


Schritt 2: Auslösung des Eisprungs


Wenn die Follikel reif sind, platzen sie und geben die Eizelle frei, was als Eisprung bezeichnet wird. Dies geschieht als Reaktion auf einen hohen Spiegel an luteinisierendem Hormon in kurzer Zeit, der durch eine Triggerinjektion nachgeahmt werden kann. Es können mehrere Hormone verwendet werden, und es hängt von deiner persönlichen Situation und deinem/er Arzt/ Ärztin ab, was genau die Injektion enthält. Innerhalb der nächsten 36 Stunden werden die Eizellen entnommen, worauf im nächsten Schritt näher eingegangen wird. (2- 4)


Schritt 3: Entnahme der Eizellen


Kurz bevor die Follikel platzen und die Eizellen freisetzen, werden sie von deinem/er Arzt/Ärztin entnommen. Dazu wird unter Betäubung und unter Ultraschallkontrolle eine dünne Nadel durch die Scheidenwand in die Eierstöcke eingeführt. Sobald die Nadel in den Follikel eingedrungen ist, wird die Follikelflüssigkeit, welche die Eizellen enthält, in ein Röhrchen aufgefangen. In der Regel werden etwa 20 Eizellen einzeln entnommen, und der gesamte Vorgang dauert etwa eine Stunde. Die aufgefangene Flüssigkeit wird analysiert, und die Eizellen werden aus den gesammelten Proben ausgewählt. Manchmal werden einige der Eizellen eingefroren, um sie später zu verwenden. (2- 4)


In der Regel werden am selben Tag auch die Spermien aus dem Ejakulat (Samenflüssigkeit) oder durch ein anderes geeignetes Verfahren entnommen.


Schritt 4: Labortechnische Befruchtung

Person holding fluid-filled tubes in laboratory.
© Polina Tankilevitch

Die Spermien und Eizellen werden dann

in einem Labor zusammengeführt, um ein Embryo zu erzeugen.

Dieser Befruchtungsschritt kann mit verschiedenen Verfahren durchgeführt werden; die gängigsten sind die In-vitro-Fertilisation (IVF) und die Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Lies den Artikel In-vitro-Fertilisation (IVF) vs. Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) für weitere Informationen über diese Verfahren und den Embryotransfer danach. (2-4)


Welche Risiken sind mit ART verbunden?


Auch wenn das ART-Verfahren in den letzten Jahrzehnten durch die Einführung neuer und fortschrittlicherer Sicherheitsprotokolle wesentlich sicherer geworden ist, gibt es immer noch Risiken im Zusammenhang mit Unfruchtbarkeitsbehandlungen. Daher solltest du dich vor Beginn der Behandlung ausreichend informieren.

Einige allgemeine Risiken im Zusammenhang mit ART sind ähnlich wie bei den meisten Verfahren, bei denen in den Körper eingegriffen wird (z. B. bei Operationen), darunter vaginale Blutungen (bei 1,4 % bis 18,4 % der Patientinnen), abdominale Blutungen (0,05 % bis 0,2 % der Patientinnen), Infektionen (0,1 % bis 0,6 %), Schäden an nahe gelegenen Organen (wie Blase oder Darm) und Thrombosen (0,1 % bis 0,5 %). (5, 6)


Weitere Risiken sind speziell mit der ART-Behandlung verbunden und umfassen Plazenta-Erkrankungen. Studien (7) deuten darauf hin, dass Erkrankungen wie Präeklampsie (über welche du hier lesen kannst) nach ART-Zyklen häufiger aufzutreten scheinen, aber es sind weitere Untersuchungen erforderlich, um den Zusammenhang zwischen ART und Plazenta Erkrankungen zu klären.

Das ovarielle Überstimulationssyndrom ist eine weitere mögliche Komplikation. Bei einer kontrollierten Stimulation der Eierstöcke, wie z. B. bei der ART, wenn Hormone zur Freisetzung von Eizellen injiziert werden, kann es zu einer Überstimulation der Eierstöcke kommen. Dies kann zu Schmerzen in den Eierstöcken führen, die sich als Schmerzen im Becken oder Unterbauch bemerkbar machen, sowie Schwellungen. Diese Reaktion hängt vor allem mit Patientenmerkmalen wie Alter und Hormonprofil zusammen und kann verhindert werden, indem dein/e Arzt/Ärztin eine genaue Anamnese erhebt und dafür sorgt, dass du dich bestimmten Laboruntersuchungen (z. B. Bluttests) unterziehst. Sollte es dennoch zu einer Überstimulation kommen, kann die Hormoninjektion vorübergehend unterbrochen werden, und es können Medikamente verabreicht werden, um die Reaktion rückgängig zu machen. (2, 4)


Deine persönlichen Risiken hängen von vielen verschiedenen Faktoren ab. Daher ist es wichtig, dass dein Arzt deine medizinische und familiäre Vorgeschichte kennt, um die mit der ART-Behandlung verbundenen Risiken richtig einzuschätzen, die Entwicklung im Auge zu behalten und bei Bedarf entsprechend einzugreifen. Auf diese Weise kann das Risiko für dich so gering wie möglich gehalten werden.

 

Referenzen


  1. NHS. Treatment Infertility. Available from: https://www.nhs.uk/conditions/infertility/treatment/ [Accessed May 25th, 2022]

  2. Carson SA, Kallen AN. Diagnosis and Management of Infertility: A Review. JAMA. 2021;326(1):65–76. DOI:10.1001/jama.2021.4788

  3. Racca A, Drakopoulos P, Neves AR, Polyzos NP. Current Therapeutic Options for Controlled Ovarian Stimulation in Assisted Reproductive Technology. Drugs. 2020;80(10):973-994. DOI: 10.1007/s40265-020-01324-w.

  4. Barzier Y. Infertility in men and women. Available from: https://www.medicalnewstoday.com/articles/165748 [Accessed May 25th, 2022]

  5. Bhandari HM, Choudhary MK, Stewart JA. Complications of assisted reproductive technology treatment and the factors influencing reproductive outcome. Obstet Gynaecol. 2018;20:177-86. DOI: 10.1111/tog.12504

  6. Grandone E, Villani M. Assisted reproductive technologies and thrombosis. Thrombosis Research. 2015;135(Suppl.1):S44-S45. DOI: 10.1016/S0049-3848(15)50441-6

  7. Kenigsberg S, Bentov Y. Does contemporary ART lead to pre-eclampsia? A cohort study and meta-analysis. J Assist Reprod Genet. 2021 Mar;38(3):651-659. DOI: 10.1007/s10815-021-02061-z.


Bitte beachte: Die Informationen, die wir hier zur Verfügung stellen, dienen nur zu Bildungszwecken. Wenn du Beschwerden oder Fragen zu deiner Gesundheit hast, wende dich bitte an deinen Arzt oder eine andere zuständige medizinische Fachkraft. Wir geben keine medizinischen Ratschläge.

Comments


bottom of page